Dienstag, 23. September 2008

Scheiden tut weh


Auch Hunde sind traurig und haben Angst.
Am Wochenende habe ich darüber nachgedacht, wie viele Hunde sich wohl einsam fühlen müssen, jetzt, da die Ferienzeit vorbei ist. Nach einem Sommer voll von gemeinsamen Unternehmungen und Spaß, haben es besonders die Hunde schwer, deren Familie aus Lehrern besteht. Sie waren den ganzen Sommer zu Hause und müssen jetzt, zusammen mit den Kindern, auf einmal auch wieder jeden Morgen aus dem Haus. Vielleicht gehen die Kinder jetzt sogar in einer anderen Stadt auf die Uni und kommen dann nicht einmal mehr jeden Abend nach Hause.
Wahrscheinlich machen sich viele Menschen darüber keine Gedanken und wundern sich, wenn ihre Hunde dann auf einmal „komisch“ werden und Möbel zerkauen, dauernd bellen oder sich in sich zurückziehen und verwirrt sind. Hunde sind doch keine Maschinen! Ich war schon in einigen Situationen, in denen ich Hunde beobachten konnte, die über die Abwesenheit einer Person extrem traurig waren und es bricht einem wirklich das Herz. Als beispielsweise meine Mitbewohnerin auszog, die meinem verstorbenen Dobermann Shandy sehr nahe stand, wartete Shandy jeden Abend vor der Tür und hoffte, dass sie endlich nach Hause käme. Dies hielt mehrere Wochen an und es war schrecklich, zusehen zu müssen.
Nein, ganz sicher: Hunde haben intensive Gefühlsregungen. Sie können sie uns oft nur nicht ausdrücken – genau wie Kinder, Menschen mit Autismus oder viele andere, der wenigen Worte! Und wo wir schon bei den Gefühlen von Hunden sind, hier noch was zum Nachdenken: vor kurzem las ich einen Artikel, der sich mit dem psychologischen Schmerz befasst, der uns wesentlich länger und intensiver anlasten kann, als körperlicher Schmerz. Es ging dabei zwar um Menschen, aber ich bezweifle nicht, dass diese Ergebnisse ebenso leicht auf Hunde zu übertragen wären. Denn als unsere Hirnrinde uns ermöglichte, „besser in Gruppen oder Verbänden zusammenzuarbeiten“ trat scheinbar auch der „unbeabsichtigte Effekt auf, der Menschen ermöglicht, psychischen Schmerz auszugleichen, ihn dauerhaft zu erfahren und darunter zu leiden“, wobei die Erinnerung an körperlichen Schmerz, die in einem anderen Teil des Gehirns verarbeitet wird, normalerweise mit der Zeit schwindet.
Als Rudeltiere können Hunde wesentlich besser in einer Gruppe arbeiten; sie entwickelten also wahrscheinlich die gleiche Charaktereigenschaft, psychologischen Schmerz erfahren zu können. Wir alle wissen, dass dieser innerliche Schmerz zu Depression und Angstzuständen führen kann. Wer auch immer meint, dass Hunde nicht darunter leiden können, der kennt keinen Hund. Vor vier Jahren kam mein Hund Dexter zu mir und war vollkommen verängstigt. Immer wenn ihn der psychische Schmerz, dem ihm sein früherer Besitzer angetan hatte, übermannte, fing er an, sich seine Schwanzspitze blutig zu kauen – jeden Tag! Es dauerte einen ganzen Monat, bis sich die schlimmen Erinnerungen in ihm endlich langsam lösten.
Man muss Hunde also unter Berücksichtigung ihres psychischen und physischen Wohlbefindens behandeln. Folgende Grundsätze sollten daher immer eingehalten werden:
1. Schreien Sie Ihren Hund niemals an, außer er befindet sich in unmittelbarer Gefahr, von einem fallenden Gegenstand getroffen oder irgendwie anders verletzt zu werden.
2. Bedrohen Sie ihn nicht: Sich sicher zu fühlen, ist der Grundstein jeder geistigen Gesundheit.
3. Ärgern Sie Bello nie oder machen sich über ihn lustig. Meist verstehen Hunde diese Art von Humor eh nicht; aber egal, ob Bello es versteht oder nicht – ihn so darzustellen, wird ihre Wahrnehmung des Hundes negativ beeinflussen und damit auch ihre Beziehung zueinander.
4. Lassen Sie Ihren Hund niemals lange allein. Wenn Sie nicht bei ihm sein können, dann sorgen Sie dafür, dass er einen anderen Begleiter hat – dies kann ein tierischer sein oder auch ein Nachbar oder ein Freund, dem Sie 100%ig vertrauen.
5. Wenn Sie Bello mal alleine lassen müssen, dann sorgen Sie dafür, dass er alles hat, was er braucht: eine schöne Umgebung (ein gemütliches Körbchen oder Ihr Sofa, klassische Musik im Radio…), geistige Beschäftigung (Fenster zum heraus schauen, einen Kong mit Erdnussbutter gefüllt), körperliche Auslastung (ein langer Spaziergang am Morgen und dann Freiheit im Haus – sperren Sie Ihren Liebling niemals in eine Box) und die Möglichkeit, sich zu erleichtern (eine Hundetür in einen sicheren Garten oder Zwinger oder jemanden, der ihn hinaus lässt).
6. Finden Sie heraus, wen Ihr Hund mag und geben Sie ihm ausreichend Gelegenheit, Zeit mit der Person oder dem Tier zu verbringen – auch wenn Sie nicht mit ihm übereinstimmen. Treffen Sie sich regelmäßig zum Spaziergang oder laden Sie den Kumpel ihres Hundes zu sich nach Hause ein. Ihr Hund kann diese Termine nicht selbst machen, also liegt es an Ihnen, ihm zu ermöglichen, Zeit mit seinen Freunden zu verbringen.
7. Denken Sie bei grundlegenden Veränderungen auch an Bello. Eine Änderung Ihres täglichen Zeitplans, neue Mitbewohner oder ein Umzug – für Ihren tierischen Begleiter sind das Riesenveränderung! Also versetzen Sie sich in seine Lage und versuchen Sie, die Veränderungen mit sowenig Stress wie möglich für ihn durchzusetzen.
Denken Sie immer daran: Ihr Begleiter hat nur einige Jahre, die er mit Ihnen verbringen kann – wenn er älter ist, wollen Sie sicher nicht sagen müssen: „Ich wünschte, ich hätte ihn besser behandelt!“

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