Dienstag, 3. Juni 2008

Der „Helen Keller-Moment“


Ich habe heute einen echten Durchbruch miterlebt. Denn genau heute haben meine drei Pflege-Chihuahuas (die von ihren Besitzern vernachlässigt wurden) gelernt, alle auf Aufforderung zu sitzen. Wie aufregend! Ganz plötzlich hat sich zwischen uns eine Art der Kommunikation aufgetan, die vorher nicht da war. Für sie war es natürlich nicht annähernd so aufregend, wie für mich – das war deutlich an ihren Gesichtern zu erkennen. Sie folgen mir jetzt überall hin und warten gespannt darauf, dass wir das Spiel noch einmal von vorn beginnen. Wie kam es nur dazu?

Ich hatte entschieden, die „Finger-weg-Methode“ auszuprobieren. Hunde wissen bereits, wie man sitzt – sie tun es schließlich mehrere Male täglich. Man will ihnen also nur beibringen, das Sitzen an sich mit dem Wort „Sitz“ zu verbinden (so wie Annie Sullivan, als sie Wasser über Helen Kellers Hand schüttete und das Wort „Wasser“ in Zeichensprache auf ihre Handfläche schrieb). Bei dieser Methode, drückt man ihre kleinen Hinterteile also nicht zu Boden, sondern wartet einfach, bis sie sich setzen und sagt sofort „Gut!“ und gibt ihnen schnell ein Leckerli! Das Timing ist hier enorm wichtig. „Gut!“ bedeutet also, dass es gleich ein Leckerli gibt, man hat also nicht viel Zeit. Aber umso schneller, umso besser. (Viele Menschen schwören auf die Klicker-Methode, anstatt „Gut!“ zu sagen – dafür fehlt mir jedoch die nötige Koordination und außerdem hasst einer meiner Hunde das Klicker-Geräusch.)

Nachdem wir das einige Male gemacht und sie verstanden hatten, dass sie ein Leckerli bekommen, wenn sie sich hinsetzen, fing ich an, sofort „Sitz“ zu sagen, sobald sie in Begriff waren, sich zu setzen und dann gleich ein „Gut!“ und ein Leckerli hinterher zuwerfen, wenn sie saßen. Man muss diese Prozedur nicht häufig wiederholen, um ein verlässliches und enthusiastisches Sitzen hinzubekommen.

Das wirklich tolle daran ist allerdings, dass es nicht einfach nur ein Sitzen ist. Es ist eher so, als hätte sich uns eine ganz neue Tür zum Erlernen von anderen Dingen geöffnet. Sie scheinen jetzt verstanden zu haben, was ich die ganze Zeit von ihnen wollte. Sie verstehen, was wir versuchen ihnen beizubringen. Ab jetzt geht alles viel schneller und der Spaß hat gerade erst begonnen!

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