Montag, 19. Mai 2008

Hunden ist der Krieg egal

Warum ziehen wir sie also da mit rein? Wenn wir Menschen nicht miteinander klarkommen und alle Konflikte immer mit Gewalt lösen wollen, ist das unser Problem – aber warum ziehen wir Hunde mit in dieses Chaos? Es ist schon schlimm genug, dass wilde Tiere von Bomben und Schüssen in die Luft gesprengt oder, noch schlimmer, verstümmelt werden. Aber Hunde und andere Tiere der ganzen Welt absichtlich in den menschlichen Konflikt mit hinein zu ziehen, kann einfach nicht gerechtfertigt werden.

Ich werde niemanden mit meinen Ansichten zum derzeitigen Krieg und allen Kriegen im Allgemeinen langweilen (nur soviel: ich war mit einem deutschen Kriegsdienstverweigerer verheiratet und ging davor mit einem russischen Verweigerer der Sowjet-Ära aus), denn darum geht es hier nicht. Es geht einzig und allein darum, Hunde zum „Kriegsdienst“ in Krisenregionen zu schicken.

Vor kurzem stieß ich auf einen Artikel in USA Today (“Hunde im Krieg bringen Soldaten Seelenfrieden” vom 12 Dezember), in dem es um zwei ausgebildete Therapiehunde namens Boe und Budge ging, die noch diese Woche nach Tikrit und Mosul im Iraq verschifft werden sollen. Die Hunde wurden an „Helikopterlärm, Explosionen, Gewehrschüsse und Sirenen gewöhnt“ (ja klar – bitte lesen Sie dazu meinen Eintrag „Durch das Ohr eines Hundes“ http://petasdogblog.blogspot.com/2008/03/durch-das-ohr-eines-hundes.html, um mehr über die Auswirkungen der von Menschen erzeugten Geräusche auf die sensiblen Nervensysteme von Hunden zu erfahren) und „werden in sicheren Gebieten arbeiten“ (ich wusste gar nicht, dass es so was im Irak gibt). Sie werden „viele Stunden am Tag arbeiten.“

Wie so oft, stehen auch hier die Bedürfnisse des Menschen über denen des Hundes. Der Amtsleiter des Trainingsprogramms für Amerikas „VetDogs“, bei dem Therapiehunde für den Einsatz im Militär ausgebildet werden, hat diese beiden Hunde trainiert und absichtlich einen Hund ausgesucht, der „ganz sicher stundenlang bei Fuß eines Soldaten laufen wird, wenn erforderlich“ und einen weiteren, der „immer leicht zufrieden zu stellen ist“. Es geht einzig und allein um die Zufriedenstellung des Menschen. Denkt denn niemand auch nur eine Sekunde über die Auswirkungen auf einen Hund nach, der seine gesamte Zeit im Kontakt mir traumatisierten Soldaten verbringen muss? Die Aufgabe des Hundes ist, sich „dem Menschen anzunehmen“ – aber was verursachen wohl all die negativen Erfahrungen in dieser Zeit in der sensiblen Psyche der Tiere?

Die VetDog Vereinigung und das Militär, versuchen die ganze Sache akzeptabel klingen zu lassen, indem die Hunde als “Militär-Unteroffiziere” hingestellt werden und Patriotismus verbreitet wird (“sie sind Teil des lebenswichtigen medizinischen Teams“ und „wir sind uns bewusst, dass sie eine sehr wichtige Mission erfüllen.“). Hunde machen sich allerdings rein gar nichts aus solchen Dingen. Natürlich haben sie gerne etwas zu tun, aber sie sind kein bisschen in die großen Militärmissionen verwickelt. Jeder, der etwas Gegenteiliges behauptet, verleugnet entweder die Tatsachen oder - und das ist wahrscheinlicher – lässt sich von der PR-Maschinerie beeinflussen. Hunde wollen ein stabiles Zuhause und nicht einmal das wird ihnen nach dem Einsatz garantiert: Zu diesem Zeitpunkt, werden sie „wahrscheinlich mit ihrem Vertrauten … in einem neuen Gebiet stationiert werden oder einem Militärkrankenhaus in den USA zugeteilt.“ Für mich hört sich das so an, als würde man die Hunde herumreichen, bis sie „verbraucht“ sind – genau wie einen Teil der Ausrüstung. Soviel zu den Bedürfnissen von Budge und Boe.

Die tragische Ironie dieser Situation liegt darin, dass der Irak voll von streunenden Hunden ist. Viele Soldaten würden gerne einen von ihnen aufnehmen, aber die bestehenden Vorschriften und andere Hindernisse machen das beinahe unmöglich. Stellen Sie sich nur einmal vor, wie es Ihnen ginge, wenn Sie sich in einen irakischen Welpen oder verletzten Hund verlieben würden und anböten, sich um ihn zu kümmern, nur um als Antwort zu erhalten, dass Sie das schnell vergessen und den Hund zurück auf die Straße werfen sollen. Und es kommt noch schlimmer: Oft müssen Soldaten heimatlos gewordene Hunde erschießen – besonders wenn die Tiere bellen und somit ihre Position verraten könnten! Wer wäre da nicht deprimiert? Um die Soldaten moralisch aufzubauen, muss man keine Therapiehunde in den Vereinigten Staaten einem ausführlichen und teuren Training unterziehen und sie dann dorthin fliegen. Die Lösung liegt auf der Hand: Soldaten sollte es einfach erlaubt sein, heimatlose Hunde und Katzen aufzunehmen und sie nach dem Einsatz mit nach Hause zu nehmen. Ich bin mir ganz sicher, dass diese Methode bessere Erfolge, als der Einsatz einiger weniger Therapiehunde unter den traumatisierten und einsamen Truppen, hätte.

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